Station 10 - Deutsch

Station Lebensadern

Von der Quelle bis zur Mündung . .

In felsigen Höhenzügen wie der Eifel fließen Niederschläge besonders schnell ab. Reißende Bäche sind die Folge, aber auch Bachabschnitte, die in Trockenperioden wenig oder kein Wasser führen und so von Bachbewohnern immer wieder neu besiedelt werden müssen. Das geht nur, wenn das ganze Gewässer - von der Quelle bis zur Mündung - frei von Barrieren ist und geeignete Lebensbedingungen bietet.

 

... empfindliche Lebensgemeinschaften

Gewässerabschnitte, die beispielsweise die Bachforelle nicht mehr erreicht, werden zum Friedhof der Flussperlmuschel. Denn die sehr ortstreue Perlmuschel benötigt die Bachforelle als Wirtsfisch für ihre Larven. Diese heften sich an den Kiemen der Bachforelle fest und entwickeln sich nur hier über mehrere Monate zu Jungmuscheln.

 

Lebende Wasserfilter

Perlmuscheln filtrieren kleinste Nahrungspartikel aus dem Wasser. Die in unseren Breiten fast hundert Jahre alt werdende Perlmuschel filtert in ihrem Leben über eine halbe Millionen Liter Wasser und übernimmt dadurch eine wichtige Reinigungsfunktion. Andererseits ist sie dadurch besonders empfindlich gegenüber Umweltgiften und Verunreinigungen der Bäche.

 

Lebensadern für Mensch und Natur

Gesunde Bäche und Flüsse sind die Lebensadern der Landschaft. Wo wir ihre Natürlichkeit bewahren, liefern sie uns dafür viele Dienste - zum Beispiel sauberes Trinkwasser und einen wirksamen Schutz vor Hochwasser.

 

Es reicht allerdings nicht aus, wenn wir nur in Naturschutzgebieten ungezähmte, ursprüngliche Fließgewässer erhalten. Jeder kann in seinem Arbeits- und Lebensumfeld etwas dafür tun. Denn der Schutz der Gewässer fängt vor der eigenen Haustür an.

 

• Gut überlegtes Aussetzen von Jungfischen

Häufig werden in Teichen oder Fließgewässern Jungfische ausgesetzt. Geschieht das einseitig oder etwa mit zu vielen Forellen, so hat dies leicht schädliche Auswirkungen auf andere Fischarten oder die Larven von Wasserinsekten. Auch Krankheiten können so eingeschleppt werden. Im Nationalpark ist das Aussetzen von Fischen natürlich tabu.

 

• Totholz im Bach

Viele empfinden umgestürzte Baumstämme und anderes Totholz in Bächen als störend. Das Gegenteil ist richtig: Totholz schafft beruhigte Wasserzonen, Sand- und Kiesbänke sowie andere Kleinlebensräume im Bach. Wie ein Filter fängt es Pflanzenmaterial und abgeschwemmten Boden auf. Und es liefert Nahrung für Kleinlebewesen.

 

• Kanalisierung und Verrohrung vermeiden

Eingriffe durch Verrohrung oder den Einbau selbst kleinster Staustufen beeinträchtigen Bäche erheblich. Fließgeschwindigkeit, Sauerstoffgehalt und Temperatur des Wassers verändern sich. Kleinere Fischarten, wasserlebende Insekten und andere wirbellose Tiere werden in ihrem natürlichen Wanderungstrieb Bach aufwärts massiv gestört.

 

• Versiegelung im eigenen Garten vermeiden

Jeden Tag wird in Deutschland eine Fläche von der Größe von 140 Fußballfeldern versiegelt. Niederschläge können nicht mehr im Boden versickern, immer größere Wassermassen müssen von Bächen und Flüssen aufgenommen werden. Darunter leiden nicht nur die Fließgewässer. Auch immer bedrohlichere Hochwasser sind die Folge.

 

• Randstreifen an Bächen anlegen

Wo Äcker oder Weideflächen direkt bis an einen Bach heranreichen, wird nicht nur fortlaufend Schlamm in das Gewässer gespült, sondern auch Rückstände von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Nur ein breiter, mit natürlichen Ufergehölzen bestandener Randstreifen bildet eine wirkungsvolle Barriere gegen diese Schadstoffe.

 

• Autos nicht in Bach- oder Flussnähe waschen

Häufig werden Hausabwässer noch direkt in Bäche oder Flüsse eingeleitet. Ebenso verboten gelangen Abwässer und Ölrückstände vom Autowaschen über Regenwasserableitungen in Gewässer. Die Chemierückstände können das Reinigungsvermögen eines Baches rasch übersteigen. Ein Tropfen Öl verunreinigt bereits 1000 Liter Wasser.