Station 8 - Deutsch

Station Biber-Mensch-Konflikt

Castor-Transporte in die Eifel

Während der Luchs im Nationalpark schon wieder seine Spuren hinterlässt, werden Braunbären und Wölfe vielleicht nie wieder durch die Eifelwälder streifen. Castor fiber, der Biber, kehrte durch menschliche Hilfe zurück. Zwischen 1981 und 1989 verfrachteten Naturschützer 12 Biber aus Osteuropa in die Nordeifel. Die hatten sich 2005 bereits auf über 200 Tiere in zahlreichen Familiengruppen vermehrt.

 

Biber & Co im Nationalpark

Früher oder später wird der Biber alle geeigneten Lebensräume im Nationalpark besiedelt haben. Und wir dürfen auch damit rechnen, dass ein häufiger Weggefährte von „Meister Bockert“ wieder Einzug in den Biberteichen halten wird: der Europäische Fischotter.

 

Wie viel Natur wollen wir?

In einem Nationalpark hat die Natur absoluten Vorrang. Der Mensch ist hier nur Gast – wenn auch ein gern gesehener. In Naturschutzgebieten allein können allerdings viele, gerade größere Wildtiere nicht überleben. Sie benötigen zusätzlichen Raum in unserer Kulturlandschaft und müssen zwischen geschützten Gebieten wandern können.

Das geht nur, wenn wir solche Tierarten in unserem Lebensumfeld tolerieren. Die Eifelbiber, die sich mehr und mehr ausbreiten, sind ein Beispiel dafür. Wie viel Biber also wollen wir?

 

Die folgende Unterhaltung könnte sich so zwischen einem Biber und einem „Bibergegner“ abspielen:

Contra: Die größte Leidenschaft der Biber ist das Fällen von Bäumen. Dadurch zerstören die unsere schönen Wälder, auf die wir so stolz sind. Wir brauchen keine Biber!

Biber: Natürlich nutzen wir Bäume, als Nahrungsquelle und zum Bau unserer Burgen und Dämme. Aber unser Bedarf an Bäumen hält sich in Grenzen und außerdem schaffen wir Platz für junge, artenreiche Auwälder.

Contra: Wo Biber ihre unterirdischen Gänge und Erdhöhlen anlegen, gefährden sie Dämme und Deiche und erhöhen damit die Hochwassergefahr. Weg mit den Bibern!

Biber: Voll korrekt, wir untergraben auch Dämme. Aber jeder Biberberater hat Tipps auf Lager, wie man das durch einfache bauliche Maßnahmen verhindern kann. Übrigens: Der Schaden, den die Bisamratten anrichten, die ihr vor gut 100 Jahren aus Nordamerika eingeschleppt habt, ist erheblich größer.

Contra: Wir haben unsere Landschaft mit Kläranlagen, Dränagen oder Vorflutern ausgestattet, damit in der Wasserwirtschaft alles seine Ordnung hat. Die Biber kümmert das nicht. Sie bauen überall rum, verstopfen Abflussrohre und bringen Auffangbecken zum Überlaufen. Das ist unerträglich!

Biber: Intelligente Menschen planen uns Biber bei Wasserbauwerken mit ein und schützen die vor unseren Eingriffen. Ach ja, intelligente Menschen wissen auch, dass wir Biber euch an anderen Stellen mit der Renaturierung von Gewässern einen äußerst wertvollen und außerdem kostenlosen Dienst erweisen.

Contra: Diese gefräßigen Biber fallen über die Äcker der Bauern her, fressen Mais, Rüben und Getreide weg. Wir wollen keine Biber, außer im Zoo und in Naturschutzgebieten.

Biber: Unser Nahrungsspektrum umfasst 150 bis 300 Pflanzenarten - Gräser, Kräuter, Wasserpflanzen, Pappel, Weide, Erle, Ulme, Traubenkirsche und vieles mehr. Nur da, wo ihr die Natur an Gewässern verdrängt habt, machen wir uns auch schon mal auf den Acker. Darüber solltet ihr mal nachdenken!

Contra: Biber graben im Uferbereich von Flüssen und Bächen - mit der Folge, dass Uferstraßen unterspült werden, Traktoren auf dem Feld einbrechen. Das müssen wir uns von diesen Viechern nicht bieten lassen!

Biber: Wusstet ihr, dass 95 Prozent der so genannten Biberschäden höchstens 20 Meter entfernt vom Ufer eines Baches oder Flusses auftreten? Und habt ihr nach den Hochwasserschäden der letzten Jahre immer noch nicht gelernt, dass ihr die Bach- und Flussauen nicht zubauen dürft und Äcker nicht bis an die Gewässer reichen sollen?

Contra: Biber vermehren sich wie die Kaninchen. Irgendwann tauchen die auch noch in meinem Garten auf, legen Holzzäune und Obstbäume um. Biber? Nein, danke!

Biber: Erstens halten wir mit Geburtenkontrolle und harten Revierkämpfen unseren Bestand selbst in Grenzen. Zweitens habt ihr unsere natürlichen Feinde wie Wolf, Bär und Luchs weitgehend ausgerottet. Drittens: Habt ihr uns in der Abenddämmerung eigentlich schon mal beobachtet? Und? Seid ihr nicht froh, dass es uns wieder gibt?